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Auswärtsmacht mit viel Mittelfeldpower

Gegnercheck: Holstein Kiel

| Profis

Wenn Holstein Kiel am kommenden Sonntag (5. Mai, 13:30 Uhr) beim SV Wehen Wiesbaden in der BRITA Arena gastiert, könnten die Störche aus Schleswig-Holstein bei vorausgegangener Nürnberger Schützenhilfe in Düsseldorf mit einem Sieg bereits den Aufstieg feiern. Damit wäre das aktuell auswärtsstärkste Team der 2. Bundesliga dann der 58. und zeitgleich nördlichste Bundesligist der deutschen Fußballgeschichte. 

Bisheriger Saisonverlauf

Oben festgesetzt

Am siebten Spieltag rutschten die Kieler durch die zweite Niederlage in Folge kurzfristig auf den siebten Platz der Tabelle ab. Ansonsten waren die Störche in dieser Saison jedoch jederzeit unter den ersten fünf Teams des Tableaus vertreten. Pünktlich zum Hinrundenabschluss folgte nach fünf Siegen am Stück sogar der erstmalige Sprung auf den Platz an der Sonne, den man vom 29. bis 30. Spieltag gleich noch einmal erklomm. Seit dem 21. Spieltag steht die KSV zudem durchgehend auf einem der beiden direkten Aufstiegsplätze. 

Formkurve

Sechs Spiele in Serie gewann Kiel, ohne einen einzigen Gegentreffer zu kassieren, ehe es am vergangenen Spieltag eine 1:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern setzte. In den Wochen zuvor gab es unter anderem zwei 4:0-Siege beim 1. FC Nürnberg und gegen den VfL Osnabrück sowie einen 1:0-Auswärtserfolg im Nordduell beim Hamburger SV. 

Aktuelle Tabellensituation

Mit 61 Punkten und 61:37 Toren befindet sich das Team von Holstein-Cheftrainer Marcel Rapp aktuell zwei Punkte hinter Spitzenreiter St. Pauli auf dem zweiten Tabellenplatz. Der Vorsprung auf den direkten Verfolger aus Düsseldorf beträgt unterdessen fünf Punkte, wobei am vorletzten Spieltag noch das direkte Duell der Tabellennachbarn ansteht. 

Stärken des Gegners

Lauffreudiges Auswärtsteam

Kiel beweist, auch als Spitzenteam kann man sich über läuferische Stärke definieren, denn in den bisherigen Partien haben die Störche nicht nur die drittmeisten intensiven Läufe der Liga zurückgelegt, sondern auch die zweitmeisten Sprints absolviert. Insbesondere in fremden Stadien hat die Rapp-Truppe als bestes Auswärtsteam der Liga damit bereits ordentlich gepunktet. 33 Punkte konnte die KSV in 15 Partien außerhalb Schleswig-Holsteins sammeln, fünf Zähler weniger waren es in 16 Spielen im eigenen Stadion. 

Standardexperten

Starke 19 Tore und damit die meisten Treffer der Liga haben die Kieler nach ruhenden Bällen erzielt. Darunter fallen neben dem Liga-Bestwert von drei Freistoßtoren auch die drittmeisten Eckballtreffer sowie bereits drei Torerfolge nach Einwurf. Zeitgleich versteht es Holstein, in der Defensive Standardsituationen erfolgreich zu verteidigen. Gerade einmal sechs Gegentore nach dem ruhenden Ball sind der zweitstärkste Wert im Fußball-Unterhaus. Besonders sicher stehen die Störche dabei nach Ecken: Nur zwei Tore kassierten die Störche aus diesen Situationen, was sie in dieser Statistik zusammen mit dem SVWW zum defensivstärksten Team der Liga macht. 

Spieler im Blickpunkt

Torgefahr aus dem Mittelfeld

Mit zehn Saisontreffern und vier Assists ist Steven Skrzybski sowohl der Top-Torjäger als auch der erfolgreichste Scorer der KSV und das, obwohl der mittelweile 31-Jährige bereits sechs Spiele verpasst hat und zumeist als offensiver Mittelfeldspieler agiert. Ohnehin handelt es sich beim Rechtsfuß um einen echten Zweitliga-Experten. Ganze 219 Partien hat Skrzybski für Holstein Kiel und Union Berlin im Fußball-Unterhaus bereits absolviert. Starke 58 Tore und 30 Vorlagen verbuchte er dabei. Hinzu kommen 36 Bundesligaspiele für Schalke und Düsseldorf, in denen ihm vier Treffer und vier Assists gelangen. 

Assistgeber mit Champions League-Erfahrung

Zehn Assists hat der Kieler Top-Vorlagengeber Lewis Holtby in dieser Saison bereits gesammelt. Hinzu kommen vier eigene Tore, darunter zwei wichtige 1:0-Siegtreffer bei Fortuna Düsseldorf und gegen den Karlsruher SC. Ohnehin liest sich die Vita des dreimaligen deutschen A-Nationalspielers beeindruckend. In 200 Bundesligaspielen für Schalke, Bochum, Mainz und Hamburg traf Holtby 26-mal und bereitete weitere 35 Tore vor. Auf Schalke kamen zudem sechs Spiele in der Champions League hinzu, in denen er drei Assists sammelte. Seine vielleicht stärkste Saison erlebte der Linksfuß jedoch 2010/11 in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, als er zusammen mit André Schürrle und Ádám Szalai die Mainzer „Bruchweg-Boys“ bildete, vierzehn Scorer sammelte und mit seinem Teamkollegen die ersten sieben Bundesligaspiele allesamt gewinnen konnte. 

Historie

Der Fast-Aufstieg in die Bundesliga

Als einziges Bundesland war Schleswig-Holstein noch nie in der Fußball-Bundesliga vertreten. Fast geändert hätte sich dies bereits im Sommer 2021, doch die als Zweiter in den letzten Spieltag gestarteten Störche verloren im eigenen Stadion 2:3 gegen Darmstadt 98, mussten somit Fürth in der Tabelle noch vorbeiziehen lassen und selbst den Gang in die Relegation antreten. Dort sah es dann zunächst doch noch nach einem Happy End aus. Im Hinspiel besiegten die Kieler den 1. FC Köln auswärts mit 1:0 und auch im Rückspiel glichen sie den frühen Rückstand durch Jonas Hector (3.) dank eines Treffers von Jae-Sung Lee schnell aus (4.). Am Ende setzte es im Rückspiel jedoch eine deutliche 1:5-Niederlage und die Aufstiegsträume waren erstmal geplatzt. 

Pokal-Sensation

Es war der vielleicht am wenigsten zu erwartende Erfolg der Kieler Vereinsgeschichte und zunächst sah es auch gar nicht danach aus. In der 2. Runde des DFB-Pokals 2020/21 bekamen es die Störche mit dem amtierenden Champions League Sieger FC Bayern München zu tun, der nach Toren von Serge Gnabry (14.) und Leroy Sané (48.) auch trotz des zwischenzeitlichen Ausgleichs durch Fin Bartels (37.) für die wahrscheinlich meisten Zuschauer wie der sichere Sieger aussah. In der fünften Minute der Nachspielzeit erzielte jedoch KSV-Innenverteidiger Hauke Wahl mit seiner rechten Schulter den Last-Minute-Ausgleich und rettete die Störche in die Verlängerung sowie das anschließende Elfmeterschießen. Hier scheiterte Marc Roca auf Seiten der Münchner als elfter Schütze an Holstein-Keeper Ioannis Gelios, ehe Bartels sicher gegen Manuel Neuer verwandelte und Kiel damit ins Achtelfinale führte. Nach einem weiteren Erfolg im Elfmeterschießen gegen den SV Darmstadt sowie einem Viertelfinalsieg über den damaligen Viertligisten Rot-Weiss Essen war erst im Halbfinale gegen den späteren Cup-Sieger Borussia Dortmund Endstation.

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